Die gesellschaftlichen Veränderungen und der technologische Fortschritt beeinflussen alle Bereiche des Lebens; sie erfordern eine Transformation, „die branchen-, disziplin- und technologieübergreifend“ ist. Nur durch ein gemeinsames Vorgehen von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft kann diese Transformation erfolgreich umgesetzt werden. „Es sind sowohl Top-down- (zum Beispiel Regularien und Gesetze) als auch Bottom-up-Maßnahmen nötig (Ergreifen der Initiative und Veränderungswille einer Einzelperson).“ Die Bottom-up-Maßnahmen spiegeln sich in der Kategorie der Transformativen Kompetenzen im Future-Skills-Framework 2021 wider. Unternehmen sind angehalten, eine kontinuierliche Bewertung, ihrer benötigten Kompetenzen durchzuführen. Dies umfasst die Identifizierung der für das Unternehmen besonders relevanten Future Skills in allen vier Kategorien sowie ein Abgleich dieser mit den vorhandenen Kompetenzen. So können strategische Lösungsansätze für die drei Bereiche Qualifizierung, Rekrutierung und Neuorientierung definiert und damit mögliche Kompetenzlücken geschlossen werden.
Gesellschaftliche Herausforderungen und der technologische Fortschritt erfordern sowohl bei Unternehmen als auch bei Arbeitskräften ein Set von sogenannten Future Skills. Future Skills sind branchenübergreifende Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften, die in den kommenden fünf Jahren in allen Bereichen des Berufslebens und darüber hinaus wichtiger werden. Das im Diskussionspapier vorgestellte Framework Future Skills 2021 stellt eine Erweiterung des Frameworks aus dem Jahr 2018 dar. Ergebnis des Frameworks 2018 war die Definition von Kompetenzen aus den drei Kategorien Klassische, Digitale und Technologische Kompetenzen. Im aktuellen Future Skills 2021 werden Transformative Kompetenzen als vierte Kategorie definiert, denn diese spielen für Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. „Sie sind die Basis, um gesellschaftliche Veränderungen gestalten zu können, indem sie Bewusstsein für gesellschaftliche Herausforderungen schaffen und sowohl das Entwickeln visionärer Lösungen unterstützen als auch Menschen hinter einem gemeinsamen Ziel vereinen.“
- Unternehmen
- Verbände
- Industrie- und Handelskammern
- Träger für Aus- und Weiterbildung
- Arbeitsagenturen
- Das aktualisierte Framework umfasst 21 Kompetenzen in vier Kategorien. Das Framework spiegelt die Sicht von Unternehmen und Behörden des öffentlichen Sektors in Deutschland wider und basiert auf einer Umfrage unter 500 Unternehmen und Behörden.
TRANSFORMATIVE KOMPETENZEN
- Transformative Kompetenzen sind nicht-digitale Schlüsselkompetenzen und stellen eine neue Skills Kategorie mit fünf einzelnen Kompetenzen dar. Sie sind zentral, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen angehen und lösen zu können.
- Dialog- und Konfliktfähigkeit
Verständnis für widersprüchliche Perspektiven und Umgang mit Mehrdeutigkeiten. Mut zur Meinungsäußerung. - Urteilsfähigkeit
Reflexion von gesellschaftlichen Herausforderungen und Bewertung wissenschaftlicher Erkenntnisse und medialer Berichterstattung. - Innovationskompetenz
Generieren von Innovationen im beruflichen oder privaten Kontext, um zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beizutragen. Hinterfragen des Status quo und Umsetzen neuer Ideen. - Veränderungskompetenz
Entwicklung von Strategien für die Umsetzung von Veränderungszielen. Verständnis für die Dynamiken von Gruppen, Institutionen, Netzwerken und Systemen. - Missionsorientierung
Fähigkeit, Menschen zu inspirieren, zu überzeugen und zu bewegen.
TECHNOLOGISCHE KOMPETENZEN
- Technologische Kompetenzen sind für die Gestaltung und effiziente Nutzung von Technologien wichtig. Sie unterteilen sich in sechs Einzelkompetenzen:
- Data Analytics & KI
Analyse und Auswertung großer Datenmengen (Big Data), um faktenbasierte Entscheidungsfindung zu fördern, wie das Entwickeln von Künstlicher Intelligenz (KI) und die Nutzung von Machine Learning. - Softwareentwicklung
Anwendung von Programmiersprachen zur Back- und Frontend-Entwicklung von Applikationen, inkl. embedded Software für IoT-Applikationen. - Nutzerzentriertes Design
Erstellung von Produkten mit Fokus auf eine optimierte Funktionalität bei intuitiver Anwendbarkeit und somit attraktive Nutzerfahrung. - IT-Architektur
Aufbau, Betrieb und Sicherung von komplexen IT-Infrastrukturen (Hardware, Software, Cloudlösungen, Blockchain). - Hardware/Robotikentwicklung
Konstruktion physischer Komponenten für intelligente Hardware-Software-Systeme (zum Beispiel IoT, Robotik). - Quantencomputing
Entwicklung und zielgerichtete Nutzung von Quantencomputern zur effizienten Lösung komplexer Arbeitsprozesse (Datenanalyse, Faktorisierung).
DIGITALE SCHLÜSSELKOMPETENZEN
- Digitale Schlüsselkompetenzen ermöglichen Menschen sich in einer digitalisierten Umwelt zurechtzufinden und aktiv an ihr teilzunehmen.
- Digital Literacy
Beherrschen von grundlegenden digitalen Fähigkeiten, zum Beispiel gewissenhafter Umgang mit digitalen persönlichen Daten, Verständnis von grundlegenden Sicherheitsregeln im Netz, Nutzen gängiger Software. - Digital Ethics
Kritisches Hinterfragen von digitalen Informationen und Auswirkungen des eigenen digitalen Handelns sowie entsprechende ethische Entscheidungsfindung. - Digitale Kollaboration
Nutzung von Onlinekanälen zur effizienten Interaktion, Kollaboration und Kommunikation mit anderen. Angemessene Etikette bei digitaler Kommunikation. - Digital Learning
Verständnis und Einordnen digitaler Informationen. Informationsbewertung unterschiedlicher digitaler Quellen. Aufbau von Wissen in ausgewählten Themengebieten. Nutzung von Lern-Software. - Agiles Arbeiten
Nutzerorientierte, selbstverantwortliche und iterative Zusammenarbeit in Teams unter Nutzung agiler Arbeitsmethoden.
KLASSISCHE KOMPETENZEN
- Die klassischen Kompetenzen zählen zu den nicht-digitalen Schlüsselkompetenzen. Diese fünf Kompetenzen stellen den Grundbaustein für den Berufserfolg des Einzelnen, aber auch den Erfolg von Organisationen dar.
- Lösungsfähigkeit
Lösen von konkreten Aufgabenstellungen, für die es keinen vorgefertigten Lösungsansatz gibt. - Kreativität
Entwickeln von Verbesserungsideen (zum Beispiel für bestehende Geschäfts- oder Kommunikationsprozessen) oder Ideen für Innovationen (zum Beispiel für neue Produkte). - Unternehmerisches Handeln & Eigeninitiative
Eigenständiges Handeln und Arbeiten aus eigenem Antrieb. Hohe Selbstwirksamkeit. Eigenverantwortung für Arbeitsergebnisse und Prozesse. - Interkulturelle Kommunikation
Zielgerichtete und differenzierte Verständigung zwischen diversen Gruppen, Fremdsprachenfähigkeiten. Empathie. - Resilienz
Sicherer Umgang mit schwierigen Situationen. Fokussierte und verantwortliche Erledigung übernommener Aufgaben. Frühzeitiges Erkennen und Adressieren von Risken. Adaptionsfähigkeit. Souveränität gegenüber technologischen oder gesellschaftlichen Veränderungen.
Suessenbach, F., Winde, M., Klier, J., Kirchherr, J., (2021). Future Skills 2021: Kompetenzen für eine Welt im Wandel, Stifterverband in Zusammenarbeit mit McKinsey & Company, Essen