Hintergrund
In der Bergischen Region hat die Automobilwirtschaft bei Beschäftigung und Wertschöpfung eine weit überdurchschnittliche Bedeutung. Damit sind die Region und die Branche auch in besonderer Weise von den Veränderungen betroffen, die gegenwärtig gehäuft und mit hoher Geschwindigkeit auftreten.
Die Dekarbonisierung, die Digitalisierung, der demografische Wandel und die Globalisierung wirken gleichzeitig auf die Unternehmen und Beschäftigten. Sie stellen auf der einen Seite bisher erfolgreiche Geschäftsmodelle in Frage, eröffnen aber auf der anderen Seite neue Märkte mit erheblichen Umsatzvolumina. Insbesondere die drei Chancenfelder der Elektrifizierung, Automatisierung und Vernetzung können für die Automobilzulieferbetriebe der Bergischen Region ein zusätzliches Marktvolumen entfalten.
Aufgrund von Unklarheiten der Marktentwicklung richten Unternehmen der Automobilzulieferindustrie ihr Produkt- und Leistungsportfolio zur Risikominimierung zunehmend auch auf andere Abnehmerbranchen aus. Der Einfluss der oben genannten vier gleichzeitig wirkenden Megatrends erfordert entschlossenes Handeln aller Beteiligten, um die Attraktivität der Region als Wirtschaftsstandort zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern.
Ein großer Anteil der Automobilzulieferbetriebe in der Bergischen Region stellt kleine Teile oder Komponenten in den Bereichen Karosserie, Fahrwerk, Interieur, Licht und andere Systeme her. Diese Teile und Komponenten machen bis zu zwei Drittel der Wertschöpfung eines Autos aus, die herstellenden Zulieferer sind somit ein wesentlicher Wohlstandsgarant für die Region. Einige Teile und Komponenten werden sich im Zuge der Elektrifizierung und Digitalisierung ändern müssen, jedoch nicht so grundlegend wie beispielsweise Teile des Antriebsstranges.
So bietet der automobile Wandel auch Chancen für die Realisierung von Wachstumspotenzialen, da sich die automobile Architektur verändern wird. Es werden bspw. neue Anforderungen an das Fahrwerk oder an das Lichtkonzept im Auto bei autonomem oder elektrifiziertem Fahren gestellt. Gleichwohl befinden sich die Automobilzulieferer der Bergischen Region in einem intensiven, internationalen Wettbewerb, der große Herausforderungen aber auch Entwicklungsmöglichkeiten mit sich bringt.
Um die Transformation erfolgreich zu bewerkstelligen, bedarf es der Unterstützung der Branche in unterschiedlichsten Bereichen. Neben Orientierung zu neuen Geschäftsmodellen, neuen Kunden und Möglichkeiten neuer Märkte bedarf es eines Ausbaus von Kompetenzen der Mitarbeitenden und eines branchenübergreifenden Wissenstransfers, beispielsweise zu internationalen Kompetenzen und Exportstrategien sowie neuem Fachwissen zu Technologien, Trends oder Innovationen. Eine besonders dringliche Rolle nimmt in der Region das Thema der fehlenden Fach- und Nachwuchskräfte ein
Ziele und regionale Handlungsfelder
Die Bergische Region umfasst die Städte Remscheid, Solingen, Wuppertal und Düsseldorf sowie den Kreis Mettmann, den Rhein-Kreis-Neuss, den Ennepe-Ruhr-Kreis und den Oberbergischen Kreis. Akteure aus dieser Region haben sich im Rahmen des Vorhabens TRAIBER.NRW zu einem Steuerungsgremium zusammengeschlossen, das sich in einen partizipativen Strategieentwicklungsprozess einbringt und eine regionale Transformationsstrategie für die Automobilzulieferindustrie erarbeitet.
Gemeinsam verfolgen wir diese Ziele:
- Reduzierung des quantitativen Fachkräftemangels in der Bergischen Region
Die Automobilzulieferbetriebe sollen durch gemeinsame Aktionen und Maßnahmen im Bereich Fachkräftesicherung unterstützt werden. - Förderung der Qualifizierung für Mitarbeitende
Entwicklung und Bereitstellung maßgeschneiderter Qualifizierungsangebote, um den Mitarbeitenden der Automobilzulieferindustrie den Zugang zu relevantem Wissen und Weiterbildungen
zu ermöglichen. - Erhöhung der Standortattraktivität der Bergischen Region
Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen, um bestehende Unternehmen zu halten und neue Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette Automotive anzusiedeln. - Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit auf globalen Märkten
Unterstützung der Automobilzulieferer beim Zugang zu neuen internationalen Märkten und Partnerschaften, um in der globalisierten Wirtschaft bestehen zu können. - Zugang zu Wissen und Förderung von Innovation
Schaffung eines gezielten, branchenübergreifenden Wissensaustauschs, um den Unternehmen die aktive Gestaltung ihrer Transformation und die Entwicklung von Innovationen zu ermöglichen. - Verfestigung des Netzwerks der regionalen Akteure
Bündelung von Kompetenzen der regionalen Akteure hin zu einem Netzwerk für Kooperation und gemeinsame Aktivitäten.
Auf Basis dieser Ziele wurden gemeinsam sechs regionale Handlungsfelder identifiziert, die die zentralen Elemente der regionalen Transformationsstrategie bilden. Hierzu wurden regionalökonomische Analysen zur Bergischen Region, Trendanalysen, Expert:innen-Interviews mit regionalen Akteur:innen sowie drei „Strategiedialog“-Workshops durchgeführt.
Drei Versionen der Transformationsstrategie
Die Transformationsstrategie umfasst drei Versionen. Zwei sind bereits veröffentlicht, eine dritte Überarbeitungsphase erfolgt Anfang 2025, so dass die finale Version Mitte Mai 2025 vorliegen wird. Ziel ist es, mit jeder weiteren Version weitere Akteure einzubinden, um aktuelle Entwicklungen und sich stetig verändernde Bedarfe zu berücksichtigen sowie passfähige Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln und anzustoßen.
Regionale Transformationsstrategie 2.0 (veröffentlicht im November 2024)
Regionale Transformationsstrategie 1.0 (veröffentlicht im Dezember 2023)