Im Jahr 2023 standen deutsche Unternehmen in China vor einer Reihe von Schwierigkeiten: zunehmender Wettbewerb durch lokale Unternehmen, ungleicher Marktzugang, geopolitische Risiken und wirtschaftliche Abschwächung des chinesischen Marktes. Trotz dieser Herausforderungen haben deutsche Unternehmen ihre Entschlossenheit bewiesen, in China erfolgreich zu bleiben und das innovative Potenzial des Landes zu nutzen.
Die Befragten aus der Automobilindustrie haben eine äußerst positive Einschätzung der Aussichten auf dem chinesischen Markt. Die meisten Befragten erwarten ein kontinuierliches Wachstum in ihren Branchen und planen Investitionserhöhungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Anforderungen von Kunden und Partnern an ein Engagement vor Ort gerecht zu werden. Sie betrachten chinesische Wettbewerber als innovativ und erkennen darüber hinaus im Bereich Elektrofahrzeuge und autonomes Fahren sogar Lernmöglichkeiten.
Die aktuelle regulatorische Umgebung wird jedoch als Hindernis für die Wettbewerbsfähigkeit wahrgenommen. Die AHK fordert daher chinesische Entscheidungsträger auf, Maßnahmen zu ergreifen, um ein faires Wettbewerbsumfeld zu schaffen und das Vertrauen der Investoren zu stärken.
Bereits heute haben deutsche Unternehmen eine umfangreiche Präsenz in Asien. Zusätzlich zu ihrer Geschäftstätigkeit in China betrachten sie Indien als das attraktivste Investitionsziel in der Region, wobei fast 60% der Befragten es favorisieren. Dies unterstreicht die Bedeutung von Diversifikation und der Suche nach neuen Märkten, um langfristiges Wachstum und Erfolg sicherzustellen.
Im Kontext der Transformation der Automotive-Industrie gewinnt China bzw. deren Automotive-Industrie zunehmend an Bedeutung. Die Rolle der chinesischen Unternehmen in der E-Mobilität und deren Erschließung des europäischen Marktes sowie die politischen Rahmenbedingungen markieren wichtige Eckpunkte für strategische Entscheidungen deutscher Unternehmen.
Die Umfrage der Deutschen Auslandshandelskammern (AHK) unter 566 deutschen Unternehmen, die in China tätig sind, gibt Aufschluss über ihre Erwartungen an den Markt, ihre Investitionsbereitschaft, ihre Wahrnehmung der Wettbewerber, ihre Vorbereitungen zur Risikostreuung sowie ihre strategischen Überlegungen mit Blick auf den asiatischen Markt.
20,7% der antwortenden Unternehmen stammen aus der Automobilindustrie. Insgesamt schätzen die Unternehmen der Automobilindustrie den chinesischen Markt unterschiedlich ein: Für das Jahr 2023 berichten 28% der Unternehmen von einer positiveren Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr, während 52% eine Verschlechterung feststellen. Für das Jahr 2024 sind jedoch 45% der Unternehmen der Automobilindustrie optimistisch. 14% erwarten eine weitere Verschlechterung, 41% der Unternehmen erwarten keine Veränderung. Hinsichtlich der erwarteten Branchenentwicklung glauben 83% der Unternehmen der Automobilindustrie, dass das durchschnittliche jährliche Wachstum im chinesischen Markt in den nächsten 5 Jahren zunehmen wird.
In Bezug auf Investitionen planen 63% der Unternehmen ihre Investitionen in China zu erhöhen. Dieser Anteil ist der Höchste unter allen Branchen. Der Hauptgrund für Unternehmen, mehr zu investieren, liegt darin, "wettbewerbsfähig in China zu bleiben" und "Kunden/Partner in China fordern eine stärkere Lokalisierung". Jedoch planen auch 20% der Unternehmen ihre Investitionen zu verringern. 10% der Unternehmen haben keine Investitionspläne. Der Hauptgrund, warum Unternehmen in der Automobilindustrie weniger oder gar nicht investieren, ist "zunehmender inländischer Wettbewerb" und "geringe Erwartungen an Marktwachstum".
Im Vergleich zu anderen Branchen halten 69% der Befragten aus der Automobilindustrie chinesische Wettbewerber für potenzielle Innovationsführer in ihrer Branche innerhalb der nächsten 5 Jahre. Insbesondere im Bereich Elektrofahrzeuge und/oder autonomes Fahren denken 40% der Befragten, dass sie potenziell von den chinesischen Unternehmen lernen können. Das bedeutet, dass für die Befragten aus der Automobilindustrie in Zukunft Kooperationen mit chinesischen Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind.
Interessanterweise haben nur 37% der Befragten aus der Automobilindustrie im Zeitraum vor der Umfrage Maßnahmen ergriffen, um ihre Geschäftsrisiken in China zu mindern. Die gängigsten Maßnahmen deutscher Unternehmen in China sind der „Aufbau unabhängiger Lieferketten für verschiedene Märkte“, „die Einrichtung zusätzlicher Betriebsstätten in anderen Ländern (China +1)“ und „die verstärkte lokale Forschungs- und Entwicklungstätigkeit in China“. Es kann gesagt werden, dass die Lokalisierung der Produktion und Forschung in China sowie die Suche nach Absatzmärkten außerhalb Chinas wichtige Maßnahmen deutscher Unternehmen zur Risikostreuung auf dem chinesischen Markt sind.
Die 16. Ausgabe der Business Confidence Survey (BCS) der AHK zeigt, dass die befragten Unternehmen der Automobilindustrie nach der Marktöffnung nach der Covid-Pandemie positive Erwartungen an den chinesischen Markt haben. Die Automobilindustrie ist die Branche, die im Vergleich zu allen anderen Branchen am meisten in China investiert. Darüber hinaus untersucht dieser Artikel auch die Hauptgründe, warum Unternehmen der Automobilindustrie bereit sind, in China weiter zu investieren oder ihre Investitionen dort zu reduzieren oder einzustellen. Es geht auch um ihre Wahrnehmung der Wettbewerber in der chinesischen Automobilbranche sowie darum, ob sie schon Maßnahmen ergriffen haben, um die Geschäftsrisiken in China zu verringern.
1. Deutsche Unternehmen, die in China tätig sind oder in den chinesischen Markt eintreten möchten.
2. Regierungsbehörden, die sich mit den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen befassen.
3. Wirtschaftsberater, die Unternehmen bei ihren Aktivitäten in China unterstützen.
5 Hauptgründe, warum deutsche Unternehmen der Automobilindustrie in den nächsten zwei Jahren mehr in China investieren werden, sind:
- Wettbewerbsfähigkeit in China (84%)
- Forderung nach stärkerer Präsenz vor Ort durch Kunden/Partner in China (56%)
- Erwartungen an Marktexpansion (42%)
- Risikominderung (25%)
- Innovation gemeinsam mit chinesischen Partnern (16%)
5 Hauptgründe, warum deutsche Unternehmen der Automobilindustrie in den nächsten zwei Jahren weniger oder nicht in China investieren werden, sind
- zunehmender inländischer Wettbewerb (50%)
- geringe Erwartungen an ein Marktwachstum (47%)
- große Investitionen in der Vergangenheit (35%)
- wirtschaftspolitische Ausrichtung Chinas auf Selbständigkeit (24%)
- politische Einflüsse auf geschäftliche Entscheidungen (24%)
Um ein „True Level Playing Field“ für ausländische Unternehmen in China zu schaffen, fordert die AHK folgende Maßnahmen:
- Implementierung der "24-Punkte"-Politik, um ausländische Investitionen anzuziehen: Die Politik sollte detaillierter sein, insbesondere in Bezug auf Standards für "Made in China" und den grenzüberschreitenden Datentransfer.
- Null Toleranz bei ungleicher Behandlung: Es sollte konsequent gegen unfaire Behandlung von ausländischen Unternehmen vorgegangen werden, einschließlich einer beschleunigten Lizenzvergabe.
- Steigerung der Rechtssicherheit und Transparenz: Regulierungen sollten transparenter gestaltet und die Kommunikation über Anforderungen verbessert werden.
- Erhöhung der Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen: Klare Definitionen für "lokale Produkte" und leicht zugängliche Informationen über Ausschreibungsanforderungen sind erforderlich.
- Vereinfachung des grenzüberschreitenden Datentransfers: Die Regelungen für den Datentransfer müssen vereinfacht und klarer gestaltet werden, um die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu fördern.
- Verbesserung des IP-Schutzes: Die Durchsetzung von IP-Rechten sollte verstärkt werden, indem Regierungen mit ausländischen Unternehmen zusammenarbeiten, um potenzielle Verletzungen zu bekämpfen.
AHK, Ready, Set…Compete, Business Confidence Survey 2023/24, 01.2024