Gemeinsam Fahrt aufnehmen!
Unter diesem Motto war die Auftaktveranstaltung des Projektes TRAIBER.NRW ein voller Erfolg. Am 21. März 2023 gab es in der Historischen Stadthalle in Wuppertal spannende Vorträge und anregende Diskussionen zum Thema der Zukunft der Automotive Industrie in der Bergischen Region. Ziel des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projektes ist die Stärkung von Unternehmen und Region, um Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit der Automotive Industrie zu sichern.
Prof. Dr.-Ing. Tobias Meisen (Professor für Technologien und Management der Digitalen Transformation der Bergischen Universität Wuppertal) begrüßte als wissenschaftlicher Koordinator des Projektes die Gäste und lud alle ein, sich aktiv am Netzwerk zu beteiligen. Dabei wies er darauf hin, dass es für die Transformation keine Blaupause gibt. Gerade daher sei es wichtig, dass alle Stakeholder auf kommunaler sowie auf betrieblicher Ebene zusammenarbeiten, um Lösungen für die unterschiedlichen regions- und unternehmensspezifischen Herausforderungen zu erarbeiten.
Als Automobilspezialistin sprach Frau Silke Krebs (Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen) von vielfältigen Herausforderungen für die Automotive Industrie im Rahmen der Transformation, auf die „die großen Antworten noch ausstehen“. Sie betonte die Wichtigkeit geeigneter Rahmenbedingungen in Form enger Zusammenarbeit mit gemeinsamem Lernen, gegenseitiger Unterstützung sowie der Erhaltung bestehender, und Schaffung neuer Jobs. Hierfür sagte sie Unterstützung und Technologieoffenheit des Landes bei Digitalisierungs- und Vernetzungsprozessen zu, um die zentralen Themen – Transformation, Digitalisierung, Fachkräftemangel sowie Veränderungen im Antriebsstrang – gemeinsam zu adressieren. Das Projekt TRAIBER.NRW bietet eine exzellente Grundlage.
Der frühere Innovationsforscher und heutige Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal Prof. Dr. Uwe Schneidewind stimmt seiner Vorrednerin zu. Aus kommunaler Perspektive fügt er dem technischen Rahmen – in Form enger Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie – sowie der ökonomischen Betrachtung – gemeinsam „Begegnungsaustauschräume“ zu schaffen und dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken – von Frau Krebs zwei wesentliche Faktoren hinzu:
- Einen politisch-administrativen Rahmen, um Begegnungs- und Experimentierräume zu ermöglichen („wir können nicht alles vorher rechtlich an einem runden Tisch lösen“) und den „Experimentiergeist“, der in der DNA der Bergischen Region verankert ist, zu entfalten. Darüber hinaus gilt es Kulissen zu schaffen, „in die man solche Themen einhängen kann“. Er führt das Beispiel der Bundesgartenschau an, die 2031 in Wuppertal stattfinden soll. „Menschen sollen [hier] nicht nur schöne Blumen sehen, sondern auch erleben, was mit moderner Mobilität möglich ist“. So setzt er zum Ziel die erste Bundesgartenschau ohne einen zusätzlichen Parkplatz auszurichten.
- Ein kulturelles Umfeld und Mindset, in dem sich unterschiedliche Kulturen „gegenseitig beflügeln“ und in enger Zusammenarbeit Innovationen vorantreiben.
Stephan A. Vogelskamp (Geschäftsführer von automotiveland.nrw) verweist auf die starke Automobilprägung der Bergischen Region besonders im Bereich der sonstigen Systeme wie Karosserie, Fahrwerk und Exterieur. Vor allem KMU sowie Unternehmen mit Fokus auf den traditionellen Antriebsstrang brauchen Unterstützung, um die Transformation zu bewältigen und gute Voraussetzungen für die Zukunft der Automotive Industrie in der Region zu schaffen. Eine Studie von IWConsult im Auftrag für automotiveland.nrw zeigt, dass die Bergische Region eine gute Verkehrs- und Dateninfrastruktur besitzt, jedoch Verbesserungspotenziale insbesondere im Bereich der Forschungsinfrastruktur (wenige Hochschulen ansässig) und dem sozio-kulturellem Umfeld (schwache Ausprägungen bei Baugenehmigungen und Wohnungsneubau zur Fachkräftegewinnung) bestehen. Schlussendlich können fünf Handlungsempfehlungen abgeleitet werden:
- Innovationskooperationen für digitale Impulse eingehen,
- Einbindung der „Verbrenner-Unternehmen“ in Netzwerke,
- Chancen auch außerhalb der Chancenfelder wahrnehmen,
- neue Wertschöpfungsnetzwerke erschließen sowie
- Rahmenbedingungen stärken.
Im Interview mit Michael Schwunk (Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände Wuppertal) und Matthias Hillbrandt (IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper) wurde noch einmal die Wichtigkeit des Miteinanders der verschiedenen Stakeholder deutlich. Auf die Frage nach den Rahmenbedingungen für Unternehmen, um auch zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben, betonte Herr Schwunk die Beschleunigung von Genehmigungsläufen wie bspw. bei Anträgen für Flächenumwidmungen, Baugenehmigungen oder für die Akquisition von Neuflächen.
Dr. Michael Krause (Projektleiter TRAIBER.NRW an der Bergischen Universität Wuppertal) stellte das Projekt vor und bezog sich darauf, dass die Zukunft der Mobilität elektrifiziert, automatisiert und vernetzt, geprägt von geteilter Nutzung und kurzen Innovationszyklen sein wird (Leseecke). Er schließt mit einem Ausblick des Projektes und ruft dazu auf jetzt „den Boarding Pass“ zu erhalten und sich TRAIBER.NRW anzuschließen. Gemeinsam Fahrt aufnehmen und die Automotive Industrie in der Region zukunftsfähig zu machen „tut nicht weh und kostet für Sie nichts“. (Weitere Informationen gerne persönlich oder online unter www.traiber.nrw)
Die zweite Hälfte der Veranstaltung stand im Zeichen von Lösungsansätzen für eine erfolgreiche Transformation. Die Partner der Hochschule Bochum (Prof. Dr.-Ing. Clemens Faller), der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Prof. Dr. Stefan Süß), der GLW Velbert (Tobias Tielsch), des Instituts für Produkt-Innovationen der Bergischen Universität Wuppertal (David Kessing) sowie des Fachgebiets für Produktsicherheit und Qualität ebenfalls der Uni Wuppertal (Dr.-Ing. habil. Nadine Schlüter) waren sich einig, dass eine Transformation der Branche nur gelingen kann, wenn unterschiedliche Erfolgsfaktoren berücksichtigt werden:
Unternehmensstrategie Personal Kompetenz Mindset Netzwerkarbeit
Folien zum Vortrag...
- Betroffenheit und Potenziale der Bergischen Region
- TRAIBER.NRW – Unterstützung für die Transformation der Bergischen Region
- Erfolgsfaktor Unternehmensstrategie: Orientierung für den nächsten Schritt
- Erfolgsfaktor Personal: Der Einfluss von Führung und Partizipation auf Change Prozesse
- Erfolgsfaktor Kompetenz: Implikationen für (Weiter-)Bildungsangebote
- Erfolgsfaktor Mindset: Aktive Gestaltung von Motivation mit Gamification
- Erfolgsfaktor Netzwerkarbeit: Transformationen finden im Netzwerk statt…
Fotos: BSW / Simon Wierzba