Auch im Jahr 2024 führte die GLW Velbert, wie im vorherigen Jahr auch, Teilnehmerbefragungen durch. Neben der Befragung von Auszubildenden im Rahmen des „Azubi Kompass“ geht es im folgenden Bericht auch um Befragungen von Teilnehmenden aus der Erwachsenenbildung.
Auf Basis regelmäßiger Befragungen unserer Auszubildenden unter dem Titel „GLW-Azubi-Kompass“ wirken wir dabei mit, Erwartungen, Motivationen und Werte Auszubildender zu erschließen, um die Ausbildung zielgerichtet gestalten zu können, regionale Industrieunternehmen zu unterstützen und industriellen Ausbildungsberufen wieder zu mehr gesellschaftlicher Bedeutung zu verhelfen.
Die befragte Gruppe besteht aus 58 Auszubildenden der industriellen Metall- und Elektroberufe. Vierzig Auszubildende davon sind jünger als 20 Jahre,16 im Alter zwischen 20 und 25 Jahren und zwei im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Nach wie vor haben die meisten Auszubildenden (62%) eine Fachoberschulreife, der Anteil an Auszubildenden mit Hauptschulabschluss ist allerdings von vier auf 17 Prozent gestiegen. Der Anteil von Auszubildenden mit Fachhochschulreife oder Allgemeiner Hochschulreife ist demgegenüber gesunken.
Im Gegensatz zu 2023 hat der größere Teil der befragten Auszubildenden (93%) angegeben, den jeweiligen Ausbildungsberuf auch aus Interesse am Berufsbild gewählt zu haben. Dieses Ergebnis muss als sehr positiv gewertet werden, wobei es zukünftig trotzdem interessant ist zu hinterfragen, ob die betreffenden Auszubildenden vorher durch gezielte Maßnahmen wie Praktika oder Berufsinformationsveranstaltungen Einblick in Berufe hatten. So böten sich Wege, neben der Erprobung neuer Möglichkeiten, Schüler zu erreichen, auch zu überprüfen, ob bestehende Angebote funktionieren und angenommen werden. Darüber hinaus entsprechen die Ergebnisse der Befragung weitestgehend denen des Jahres 2023.
Noch immer ist den meisten Befragten (93%) eine Aussicht auf langfristige Beschäftigung bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber wichtig oder sehr wichtig. Es lässt sich nach wie vor keine Generation junger Arbeitnehmer erkennen, die sich nicht lange an Arbeitgeber binden will. Das gilt auf Basis der Befragung allerdings nur regional und auf die Industriellen Metall- und Elektroberufe bezogen.
Das Einkommen bleibt ebenfalls ein entscheidender Faktor: Ein hohes Einkommen ist für 55 Prozent der Auszubildenden erstrebenswert, allerdings mit der Einschränkung, dass dies nicht zu Lasten der Arbeitszufriedenheit gehen darf. Weniger wichtig ist ein hohes Einkommen lediglich für 1 Prozent der Befragten. 86 Prozent der Auszubildenden ist es wichtig oder sehr wichtig, frühzeitig Verantwortung in Ihrem Beruf zu übernehmen.
48 Prozent der Befragten ist Nachhaltigkeit wichtig, allerdings nur, solange sie nicht von Konsequenzen betroffen sind. 14 Prozent sind bereit, für Nachhaltigkeit auch persönliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen.
Die Zufriedenheit unter den Auszubildenden scheint nach wie vor hoch zu sein: 97 Prozent fühlen sich gut oder sehr gut über Inhalte und geplanten Ablauf ihrer Ausbildung informiert. Im betrieblichen Teil der Ausbildung kommen 55 Prozent der Auszubildenden sehr gut zurecht, 45 Prozent kommen gut zurecht, brauchen aber dennoch etwas mehr Unterstützung. In der Berufsschule kommen sogar 58 Prozent sehr gut zurecht.
Die Zahl der Einbuchungen von Auszubildenden in der Grundausbildung ist, im Gegensatz zu 2022 und 2023, im August 2024 gestiegen. Allerdings kommt es häufiger vor, dass Ausbildungsverhältnisse in der Probezeit gekündigt werden. Viele Auszubildende haben trotz bestehendem Interesse an praktischer Arbeit keine konkrete Vorstellung davon, wie sich besonders der Beginn einer industriellen Ausbildung gestaltet. Dazu kommen Probleme aufgrund deutlicher Defizite in Mathematik und Rechtschreibung. Die Anzahl an Auszubildenden, die Verständigungsprobleme aufgrund fehlender Deutschkenntnisse haben, ist dagegen sehr gering.
Trotzdem blicken wir auch 2024 auf größtenteils motivierte, zufriedene Auszubildende, die in einem gut funktionierenden Ausbildungssystem ausgebildet werden.
Neben der Arbeit mit jungen Menschen, die am Beginn ihres Berufslebens stehen, arbeiten die Ausbilder der GLW auch mit Menschen zusammen, die mitten im Berufsleben stehen. Zum Beispiel mit Menschen, zumeist Männern im Alter zwischen 45 und 55 Jahren, die über die Maßnahme „Vorbereitung auf die Externenprüfung Maschinen und Anlagenführer“ ihren Berufsabschluss nachholen. Im Rahmen der „Externenprüfung“ wird die Berufserfahrung der Teilnehmenden als Prüfungsqualifikation zur IHK-Abschlussprüfung anerkannt. Neben einer praktischen müssen die Teilnehmenden auch eine theoretische Prüfung ablegen, auf die sie innerhalb eines Jahres einmal wöchentlich vorbereitet werden. Dazu kommen noch einige Vollzeitblöcke mit betriebsspezifischen Praxisinhalten. Ausgewählt werden die Teilnehmenden meistens, weil sie innerbetrieblich eine wichtigere Aufgabe übernehmen sollen. In Gruppen und Einzelgesprächen haben wir diese Teilnehmenden unter anderem nach den Beweggründen gefragt, die zusätzliche Belastung einer Ausbildung neben dem Beruf auf sich zu nehmen.
Einige jüngere Teilnehmende möchten auf die angestrebte Ausbildung aufbauen und streben teilweise sogar Aufstiegsfortbildungen wie den Industriemeister an.
Bei den älteren Teilnehmenden herrscht allerdings immer noch die Angst vor Jobverlust vor. Alle Teilnehmenden über 55 Jahren geben an, an der Maßnahme teilzunehmen, weil Sie „für die letzten zehn Arbeitsjahre alles dafür tun möchten, selbst für Ihren Unterhalt und den ihrer Familie zu sorgen“ (Zitat eines Teilnehmers). Zwar haben auch alle den Wunsch, sich selbst, den Arbeitskollegen oder der Familie zu zeigen, dass sie noch nicht „zum alten Eisen gehören“ (Zitat eines Teilnehmers). Dieser Wunsch zeigt sich in den Gesprächen allerdings eher unterdrückt. Besonders Teilnehmende, die bei Automobilzulieferern angestellt sind, sind momentan deutlich verunsichert, was ihre Zukunft betrifft. In den kommenden Jahren werden es aber genau diese Mitarbeiter sein, die den nachkommenden Fachkräften betriebs- bzw. branchenspezifisches Wissen weitergeben müssen, um die betrieblichen Abläufe aufrecht zu erhalten.
Häufig scheint darüber hinaus das Problem zu bestehen, dass die Möglichkeit der Qualifikation vom Unternehmen zwar wertschätzend gemeint ist, bei den Mitarbeitern allerdings selten in dieser Form ankommt. Die meisten haben das Gefühl, keine Wahl zu haben.
Trotzdem schneiden die Teilnehmenden dieser Maßnahme überdurchschnittlich ab. Der Durchschnitt der abgelegten Prüfungen liegt über dem von Umschülern und Auszubildenden aus derselben Prüfungsperiode. Natürlich muss der Prozess des Lernens durch eine langsam ansteigende Lernkurve gesteuert werden. Trotzdem sind die meisten Teilnehmenden schnell in der Lage, sich wieder auf regelmäßiges Lernen einzustellen.
In Zeiten des Fachkräftemangels ist es problematisch, dass der Antrieb dieser erfahrenen Mitarbeiter, sich weiterzubilden, größtenteils aus Angst vor Jobverlust resultiert. Die Perspektive, gebraucht zu werden und Wissen zu besitzen, das zukünftige Facharbeitergenerationen dringend benötigen, muss diesen Mitarbeitern deutlicher gezeigt werden, um Sie dazu zu motivieren auch gegen Ende des Berufslebens noch einmal mehr Verantwortung zu übernehmen und darüber nachzudenken, vielleicht sogar etwas später in Rente zu gehen.