Fachkräftemangel, Nachwuchssorgen und die Babyboomer gehen in Rente. Fachkräfte drohen in industriellen Berufen zur Mangelware zu werden. Daher sieht es die GLW Velbert als eine ihrer Hauptaufgaben an, besonders die Unternehmen in der Region bei der Akquise von zukünftigen Fachkräften zu unterstützen. Neben Aus- und Weiterbildung schließt dies auch Kursangebote für Schüler:innen verschiedener Schulformen und Zusammenarbeit mit Schulen für Praktika und technische AGs ein.
Engagements von Bildungsanbietern auf diesem Gebiet sind wirtschaftlich wie gesellschaftlich notwendig und wichtig. Der Fortbestand industrieller Ausbildungsberufe und damit auch der Fortbestand des Industriestandorts Deutschland sind abhängig von nachrückenden Fachkräften. Innovative Branchen benötigen Fachkräfte, die Interesse und Spaß an der Arbeit haben, um zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Ziel muss es daher sein, Schülerinnen und Schüler für die betreffenden Ausbildungsberufe zu begeistern und zu gewinnen.
Der stetige Rückgang von abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zeigt allerdings eine gegenläufige Entwicklung. Die folgenden Daten stammen aus der Studie „Monitor Ausbildungschancen 2023“, die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt wurde. [1] Im Jahr 2021 sind mit 708.000 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen 75.000 weniger abgeschlossen worden als 2011, das entspricht einem Rückgang um 9,5 Prozent. Interessant ist dabei, dass Ausbildung bei Abgänger:innen mit Fachhochschulreife oder allgemeiner Hochschulreife hoch im Kurs ist. Knapp die Hälfte dieser Abgänger:innen (49%) wählt Ausbildung statt Studium. Die sinkenden Zahlen sind auf Abgänger:innen zurückzuführen, die mit Hauptschulabschluss oder ohne Abschluss nicht in Ausbildung oder Studium übergehen können. Die Zahl dieser sogenannten NEETs (Not in Employment, Education or Training) steigt seit Jahren. Gleichzeitig sinkt die Zahl an Teilnehmer:innen in sogenannten Übergangsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit stetig. Diese Maßnahmen sollen eigentlich Teilnehmer:innen unterstützen, bei denen Hemmnisse einen Übergang in Ausbildung verhindern. Scheinbar kann diese Unterstützung aber immer seltener in Anspruch genommen werden. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, muss Schülerinnen und Schülern schon frühzeitig die Perspektive einer Ausbildung geboten werden.
Die folgenden Beispiele zeigen, wie Schülerkurse der GLW Velbert durchgeführt werden, um unterschiedliche Teilnehmergruppen für industrielle Berufe zu begeistern und den angesprochenen Problemen entgegenzuwirken. Die Idee ist, vorhandenes Interesse im Bereich der MINT-Fächer (Schulfächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu nutzen und auf Berufsmöglichkeiten in industriellen Metall- und Elektroberufen aufmerksam zu machen.
In Zusammenarbeit mit der Junioruni in Wuppertal führt die GLW Velbert regelmäßig kombinierte CAD-3D-Druckkurse durch. Die Kurse richten sich an Schülerinnen und Schüler aller Schulformen. Dabei findet die viertägige Veranstaltung sowohl bei der Junioruni in Wuppertal als auch in den Räumlichkeiten der GLW in Velbert statt. Das Dozententeam der GLW führt die neun- bis fünfzehnjährigen Teilnehmer: innen an der Junioruni in grundlegende Funktionen eines CAD-Systems ein. Mithilfe des CAD-Systems soll die Karosserie eines Mini-Rennwagens „designt“ werden. Diese Karosserien werden dann am dritten und vierten Tag in der 3D-Druck-Abteilung der GLW gedruckt und montiert. Wichtig ist dem Dozententeam besonders die Kreativität der Teilnehmer:innen zu nutzen und technisches Verständnis für den notwendigen Kompromiss zwischen Design und 3D-Druck zu entwickeln. Da am letzten Tag ein Wettrennen mit funktionierenden Fahrzeugen stattfindet, handelt es sich für die Teilnehmer: innen zudem um kleine Projekte, die mit Blick auf einen festen Abschlusstermin und Beschränkungen bezüglich Machbarkeit und Druckzeit, Planung und Teamwork erfordern.
Sebastian Fechtner, Ausbilder der GLW und Teil des Dozententeam im Beriech 3D-Druck sagt: „Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin ist stolz etwas Neues gelernt zu haben, das er oder sie dann gerne mit den anderen teilt. Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung in den Gruppen ist einer der großen Pluspunkte dieser Kurse.“
Der Spaß darf aber natürlich auch nicht zu kurz kommen. Jill Hammermeister ist Auszubildende der GLW Velbert und ebenfalls Teil des Dozententeams im Bereich 3D-Druck. Für Sie ist „der beste Teil des Kurses der Abschluss, wenn alle Teilnehmer: innen strahlend mit ihren individuellen Rennwagen an der selbstgebauten Rennstrecke stehen und um den Pokal für den ersten Platz kämpfen.“
In den Schulferien finden bei der GLW Velbert Ferienkurse in unterschiedlichen Bereichen statt. Großen Erfolg hatte in den zurückliegenden Herbstferien der Ferienkurs zum Thema „Robotik“. Auch dieser Kurs richtet sich an Teilnehmer:innen aller Schulformen im Alter von neun bis fünfzehn Jahren. In diesem dreitägigen Kurs beschäftigen sich die Teilnehmer: innen vorrangig mit der Programmierung eines Lernroboters. Die Anmeldung zu einem Robotikkurs bedeutet natürlich ein vorhandenes Interesse seitens der Teilnehmer:innen. Zielsetzung des Kurses ist es dem entsprechend, dieses Interesse zu vertiefen, natürlich mit dem nötigen Spaß, ohne den solche Kurse grundsätzlich nicht möglich sind. Die Teilnehmer:innen lernen im Kurs unterschiedliche Möglichkeiten kennen, mit Robotern zu arbeiten. Ziel ist es immer, den Roboter einen Parcours abfahren zu lassen. Zuerst steuern die Teilnehmer:innen den Roboter fern. Hier merken sie schnell, dass der Roboter so immer den Menschen braucht, um seine Aufgabe zu erledigen. Also können die Befehle während der ferngesteuerten Fahrt aufgezeichnet und gespeichert werden. Wird das so aufgezeichnete Programm dann aufgerufen, arbeitet der Roboter allein. Soll dieses Programm dann geändert oder erweitert werden, können die Teilnehmer:innen dies mittels einer grafischen Programmiersprache tun. Später können auch ganze Programme mittels dieser Programmiersprache geschrieben werden. Die Teilnehmer:innen lernen unterschiedliche Möglichkeiten kennen, einen Roboter zu programmieren. Sie sehen sofort die Ergebnisse ihrer Programmbefehle, stoßen auf Probleme und finden Lösungsmöglichkeiten. Im ersten Kurs ist das Dozententeam der GLW von der Motivation und Lerngeschwindigkeit der Teilnehmer: innen überrascht worden, so dass das geplante Kursprogramm nach gut zwei Tagen abgearbeitet war. Der Kurs ist dann spontan in der Robotikabteilung der GLW Velbert fortgesetzt worden, wo das im Kurs erlernte Wissen, auf die Programmierung von Industrierobotern übertragen wurde. Die Begeisterung der Teilnehmer: innen darüber bestärkt das Dozententeam, diesen Kursteil auch für zukünftige Kurse fest einzuplanen.
Neben den beschriebenen Kursen sind auch die Ausrichtung der Technik-AG für Schüler und Schülerinnen des Förderzentrum-Nord aus Velbert und halbjährige Praktika für Schüler und Schülerinnen der Berufsfachschule Metalltechnik des Berufskollegs Niederberg Beispiele für die Anstrengungen der GLW Velbert, Berührungspunkte für Schüler: innen und Schulabgänger: innen mit industriellen Berufen zu bieten. Dabei begeben sich auch die Ausbilder der GLW in den Dozententeams auf teilweise unbekanntes Terrain. Andreas Gall ist Ausbilder im Bereich Automatisierung und Robotik, Teil des Dozententeams für die Ferienkurse und beschreibt seine Erfahrung wie folgt: „Die Arbeit mit Kindern macht großen Spaß, fordert aber deutlich mehr Einfühlungsvermögen, Verständnis und Geduld als es die Arbeit in Aus- und Weiterbildung tut.“
Die Erfahrung mit dem Kursangebot für Schüler:innen ist seitens der GLW Velbert durchweg positiv. In allen Kursen sind die Teilnehmer: innen sehr bemüht, motiviert und wissbegierig. Wichtig ist, dass der Zugang zu solchen Kursen für alle Schüler:innen möglich ist. Das erfordert einerseits flexibel gestaltete Kursabläufe, andererseits aber auch niedrige Teilnahmegebühren, die meistens auf Angebotsseite nicht einmal die Selbst- bzw. Materialkosten decken. Der Erfolg dieser Kurse bestärkt die GLW Velbert trotzdem diesen Weg weiter zu verfolgen, da sie einen wichtigen Beitrag zur Akquise von zukünftigen Fachkräften leisten.
Quelle:
[1] Dohmen, D., Bayreuther, T. & Sandau, M. (2023). Monitor Ausbildungschancen 2023: Gesamtbericht Deutschland (3., korrigierte Auflage). Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. Online verfügbar unter: www.chance-ausbildung.de/MonitorBund.
Online abrufbar unter: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/monitor-ausbildungschancen-2023