Zusammenfassung Die Jahresveranstaltung von TRAIBER.NRW am 13. Mai 2025 in Solingen versammelte Unternehmen der Automobilzulieferindustrie, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Sozialpartner, um die Transformation der Branche in der Bergischen Region zu diskutieren. Einigkeit bestand darin, dass der Wandel nur durch gemeinsame, sofortige Maßnahmen von Unternehmen, Beschäftigten und Politik gelingen kann. Ministerin Mona Neubauer betonte die Bedeutung regionaler Transformationsnetzwerke wie TRAIBER.NRW und kündigte den weiteren Ausbau von Unterstützungsmaßnahmen an. Konkrete Projekte in den Bereichen Fachkräftesicherung, Standortattraktivität und Wissenstransfer stärken die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Christian Vietmeyer (WSM) forderte bessere Produktionsbedingungen und die Förderung neuer Wertschöpfungsbereiche wie Halbleiter, Batterien und KI, um die Automobilindustrie in Deutschland zu sichern. Die Veranstaltung hob hervor, dass Menschen der Schlüssel zur Transformation sind und sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit für den Erfolg unerlässlich ist. Ein Pilotprojekt zur Neustrukturierung der Ausbildung startet im Lehrjahr 2025/26 und soll Praxisnähe und individuelle Förderung stärken. Nils Malzahn, Gesamtkoordinator von TRAIBER.NRW, betonte die Notwendigkeit individueller Strategien statt Branchen-Kopien oder bloßer Hoffnung. Die TRAIBER.NRW Toolbox unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung passender Transformationsmaßnahmen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert TRAIBER.NRW mit 4,1 Millionen Euro bis Ende 2025.
Erfolgreiche TRAIBER.NRW Jahresveranstaltung am 13. Mai 2025 in Solingen
„Die Transformation muss auf drei Ebenen, Region – Unternehmen – Beschäftigte, gedacht und implementiert werden!“ TRAIBER.NRW
Die Automobilzulieferindustrie ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Bergischen Region und steht vor großen Veränderungen. Am 13. Mai 2025 trafen sich Unternehmen der Automobilzulieferindustrie (AZI) sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und der Sozialpartner in der Alten Maschinenhalle in Solingen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die notwendige Transformation der Automobilzulieferindustrie in der Bergischen Region unterstützt und von den vielen kleinen und mittleren Zulieferbetrieben gestaltet werden kann.
Die Transformation erfordert gemeinsames, sofortiges Handeln
Einigkeit herrschte darin, dass Transformation nur in der gemeinsamen Zusammenarbeit zwischen Region/Politik, Unternehmen und Beschäftigten erfolgreich funktionieren kann.
„Transformationsnetzwerke wie TRAIBER.NRW treiben Organisation und Gestaltung des Strukturwandels in Nordrhein-Westfalen voran und leisten einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Automobilbranche.“, so Ministerin Mona Neubauer in ihrem Eröffnungsvortrag.
Frau Ministerin Neubauer unterstrich, dass der weitere Ausbau von Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen ein zentraler Baustein in der Agenda der landespolitischen Aktivitäten darstellt.
Die notwendigen Standortbedingungen werden mit der Umsetzung der TRAIBER.NRW Transformationsstrategie geschaffen. Stephan A. Vogelskamp, Geschäftsführer automotiveland.nrw, zeigte in seinem Vortrag auf, wie die regionalen Akteure mit konkreten Maßnahmen in den Bereichen Fachkräftesicherung und -gewinnung, Standortattraktivität, Internationalisierung, Wissenstransfer, Strategieentwicklung und Vernetzung, die Unternehmen und Beschäftigte in der Bergischen Region dabei unterstützen, ihre Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungsfähigkeit zu sichern und neue Chancenfelder zu erschließen. Stephan A. Vogelskamp: „Ohne eine klare Strategie, auf welchen Märkten man sich zukünftig mit welchen Produkten bewegen will, wird eine erfolgreiche Transformation der bergischen Zulieferindustrie nicht gelingen. Hierbei helfen wir mit einer Vielzahl von Unterstützungsmaßnahmen.“
Positive Signale für die AZI setzte Herr Vietmeyer, Sprecher der ArGeZ und Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung e. V. mit Blick auf den Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“. In diesem gibt es ein klares Bekenntnis für eine starke Automobil- und Zulieferindustrie als Schlüsselindustrie und Arbeitsplatzgarant für Deutschland. Die Förderung von regionalen Transformations-Netzwerken und -Hubs soll daher über 2025 hinaus fortgeführt werden. Christian Vietmeyer betonte in seiner Keynote die Herausforderung wettbewerbsfähige Produktionsbedingungen in Deutschland zu schaffen. Enormen Handlungsbedarf sieht er in der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Senkung der Arbeits-, Energie- und Bürokratiekosten. Die Entwicklung der Pkw-Produktion in Deutschland sei sehr besorgniserregend und werde sich von bisher über 5 Mio. Fahrzeuge auf ca. 4 Mio. Fahrzeuge pro Jahr einpendeln. Diese verlorene Pkw-Produktion in Höhe von 20 % lasse sich zukünftig nicht durch Verlagerung der Wertschöpfung in wachsenden Märkten wie bspw. der Rüstungsindustrie kompensieren. Er unterstrich die Empfehlungen des BMWK Expertenkreises Transformation Automobilwirtschaft, Produktivität durch Automatisierung ganzheitlicher Produktionssysteme, KI, Robotik, Digital Twining und Kreislaufwirtschaft zu steigern sowie Schlüsselbereiche neuer Wertschöpfung aufzubauen wie beispielsweise Halbleiter, Batterie, Automatisiertes Fahren, Brennstoffzelle/Wasserstoff. Zusammen mit einer Verbesserung der Standortbedingungen und Stärkung der Forschung und Entwicklung werde es so gelingen den Automobilstandort Deutschland im internationalen Markt neu zu positionieren.
Martin Gawenda, Geschäftsführer der HEISMANN Drehtechnik GmbH in Velbert brachte es bei Veranstaltung in seinem Unternehmensvortrag auf den Punkt: „Der Transformationsdruck ist brutal, wir – Unternehmen und Region – müssen jetzt gemeinsam und schnell handeln, denn die Auswirkungen unseres Handels sind erst zeitverzögert spürbar.“ Er appellierte, an Arbeitnehmer und Arbeitgeber, ihre Komfortzone zu verlassen, um gemeinsam die Veränderungsprozesse in den sich stetig ändernden Rahmenbedingungen meistern zu können.
Transformation wird von Menschen gemacht
Menschen sind der Dreh- und Angelpunkt der Transformation, sowohl wenn es um Veränderungen im Betrieb oder in der Ausbildung geht. Dr. Marc Schietinger, Projektleitung Agentur T NRW (Transformationsagentur für die Metall- und Elektroindustrie) verdeutlichte in seinem Beitrag, wie wichtig die sozialpartnerschaftliche Zusammenarbeit in Veränderungsprozessen ist. Die Entwicklung von neuen Produkten, die Verbesserung von Produktionsprozessen oder die Suche nach neuen Geschäftsfeldern ist nur dann erfolgreich, wenn Management und Belegschaft an einem Strang ziehen. Denn Veränderungsprozesse sind nicht nur technische Prozesse, es sind insbesondere soziale Prozesse. Trotz unterschiedlicher Herangehensweisen von Management und Beschäftigten ist ein gemeinsamer Weg unerlässlich, um Veränderungen partnerschaftlich und auf Augenhöhe zu gestalten. Kostenlose Angebote von der Agentur T oder den regionalen Transformationsnetzwerken, wie TRAIBER.NRW, helfen mit neutralem Blick von außen, notwendige Veränderungsprozesse systematisch und sozialpartnerschaftlich anzugehen und umzusetzen.
„Eine zeitgemäße Ausbildung muss nicht nur die vielfältigen Anforderungen der Betriebe an ihre zukünftigen Fachkräfte berücksichtigen, sie muss auch sinnstiftend für die Auszubildenden sein und deren Bedarfe berücksichtigen“, so Tobias Tielsch, Betriebsleiter bei der Gemeinschaftslehrwerkstatt der Industrie von Velbert und Umgebung e.V. (GLW). Die bisherige Organisation der überbetrieblichen Ausbildung mit fast ausschließlicher Anwesenheit der Auszubildenden im ersten Lernjahr in der Ausbildungsstätte kann diese Ansprüche nicht erfüllen. Daher wurde im Rahmen des TRAIBER.NRW Projektes von der GLW die überbetriebliche Ausbildungsorganisation neu strukturiert. Mit der Verteilung von Ausbildungsinhalten, insbesondere des ersten Lehrjahres auf folgende Lehrjahre, wird die Ausbildung in der GLW und im Unternehmen zukünftig abwechselnd stattfinden. Die Vorteile für alle Beteiligten liegen klar auf der Hand: Hoher Praxisbezug der Ausbildung, stärkere und frühere Bindung zwischen Unternehmen und Auszubildenden sowie eine effektivere Ausbildung und individuellere Betreuungsmöglichkeiten. Was zunächst trivial erscheint, bedurfte intensiver gemeinsamer Anstrengungen und organisatorischen Anpassungen bei allen beteiligten Akteuren (Unternehmen, IHK und GLW). Ein Pilotprojekt wird im Lehrjahr 2025/26 starten.
Hoffnung ist keine Strategie
... das machte Nils Malzahn, Gesamtkoordinator des TRAIBER.NRW Projektes deutlich. Er berichtete aus den durchgeführten Betriebsprojekten und stellte klar, dass weder ein Kopieren von Strategien aus anderen Branchen, noch das Hoffen auf besseren Zeiten Lösungsansätze für die aktuelle Krise sein werden. Stattdessen betonte er die Wichtigkeit der Entwicklung unternehmensindividueller Strategien, der Vorbereitung der betriebsinternen Abläufe und Organisation sowie von Netzwerken.
Angebote wie die TRAIBER.NRW Orientierungsberatungen unterstützen die Unternehmen der bergischen Region ihre Prozesse zu strukturieren und blinde Flecke im Unternehmen zu identifizieren und zu bewältigen. Ergänzend stellten Maximilian Kellerer und Dr. Phillip Nguyen von der Heinrich-Heine-Universität die TRAIBER.NRW Toolbox vor. Sie unterstützt Unternehmen dabei passende Methoden und Maßnahmen für die eigenen Transformationsprozesse zu finden und erfolgreich umzusetzen.